Geschmackvolle Einkehr auf der Hütte Ütia de Bioch, 2079 m in Alta Badia

Was 1990 als kleine Hütte/Imbiss mit den Maßen von 6×6 Metern begann, ist nach und nach zu einer der schönsten Berghütten in Alta Badia geworden.

 

Die Ütia de Bioch in St. Kassian in Alta Badia ist vielen Kulinarik-Begeisterten, Skifahrern und Wanderern ein Begriff. Sie liegt direkt an der gleichnamigen Kabinenbahn und ist umgeben von einer beeindruckenden 360° Panoramaaussicht.

 

Juniorchef Markus Valentini erzählt uns Interessantes über den Werdegang der Biochhütte und was es für ihn und seinen Vater heute bedeutet, diese Hütte zu führen.

 

Ihr habt 1990 die Biochhütte als kleinen Imbiss mit drei Mitarbeitern eröffnet. Wie kam es dazu?

Mein Vater war hier sehr visionär und wollte schon immer eine Hütte an genau diesem Ort bauen. Er verrichtete hier als Kind die Heuarbeit und der Panoramablick faszinierte ihn sehr. So kam es, dass er zunächst mit einem kleinen Imbiss/Stand begann, in dem ein paar kleine Gerichte, Bier und einiges an Schnäpsen verkauft wurde.

 

Inwiefern haben sich seitdem die Ansprüche des Gastes, auch kulinarisch, verändert?

Wenn wir früher viel Schnaps verkauft haben, so brauchen wir heute nicht einmal mehr einen Bruchteil davon. Der Gast heute ist mehr Genießer: Ein schönes Ambiente, gutes Essen und guter Wein spielen heute eine große Rolle.

 

Was möchtet Ihr Euren Gästen auf Eurer Hütte bieten?

Für mich ist es wichtig, dass der Gast einmalige und schöne Momente auf 2.000 m erleben kann. Also eine gute Zeit auf unserer Hütte, was auch nur ein Aperol Spritz sein kann oder ein schönes Glas Wein. Ich habe zum Beispiel gerade vor fünf Minuten einen Riesling aufgemacht und zum Sonnenuntergang läuft ein Lied von The Police. So ein Moment ist auch für mich immer noch sehr schön.

 

Nebenbei bemerkt: Musik läuft in unserem Betrieb prinzipiell erst gegen Nachmittag, da ich den Gast gerne wieder an den Ursprung zurückführen möchte, also auf die Natur zu hören und ohne Störung oder Ablenkungen auf der Terrasse zu sitzen und sich von der imposanten Natur und Bergwelt mitreißen zu lassen.

 

Wann öffnet Euer Betrieb und wie funktioniert ein Tagesablauf auf der Biochhütte?

Die Hütte öffnet am Morgen zeitgleich mit den Liftanlagen, also gegen 8.00-8.30 Uhr. Hier beginnen dann auch die Vorbereitungen in der Küche und im Restaurant. Zur Mittagszeit haben wir Hochbetrieb, der bis in den Nachmittag hinein andauern kann. Wir schließen, wenn die Liftanlagen abgeschaltet werden, also gegen 18.00 – 19.00 Uhr. Über Nacht bleibt aus Sicherheitsgründen immer jemand auf der Hütte, dafür haben wir über dem Restaurant ein paar Zimmer eingerichtet.

 

Das klingt nach viel Arbeit und Ihr habt sicher keinen Ruhetag?

Ruhetag gibt es nur für die Mitarbeiter, für meinen Vater und mich hingegen nicht. Wir sind zusammen oder abwechselnd immer im Betrieb und ergänzen uns da sehr gut. Zusätzlich unterstützt mich meine Frau jedes Wochenende. Jeden Tag ist noch nicht möglich, da unsere beiden Kinder noch im Volks- und Mittelschulalter sind. Ein richtiger Familienbetrieb mit sehr guten und langjährigen Mitarbeitern sozusagen.

 

Langjährige Mitarbeiter zu finden ist heute ziemlich schwierig, gerade in der Gastronomie. Wie ist das bei Euch?

Wir haben das große Glück, dass wir viele Mitarbeiter haben, die schon sehr lange bei uns sind und unsere Idee von einem guten Restaurationsbetrieb mit viel Enthusiasmus mittragen. Unser viel gelobter Koch Hubert Taferner zum Beispiel, er ist hier nicht „nur" Koch, sondern gleichzeitig auch unser Hausmeister. Er kontrolliert das ganze Haus am Abend, schaut, ob alles abgeschlossen ist, kurz: Er ist der letzte der ins Bett geht und der erste der aufsteht. Das ist für uns schon ein Glück, solche Menschen zu unserem Team zählen zu dürfen.

 

Was bedeutet für Dich gutes Essen?

Für mich beginnt das immer bei den einfachen Gerichten, wie z. B. eine gute pasta al ragù oder pasta al pomodoro. Wenn ein Koch das schafft, dann ist es meiner Meinung nach ein guter Koch, denn die einfachen, guten Dinge sind nicht leicht zu kochen. Unser Koch kann das und auf dieses Grund-Fachwissen bauen wir unsere gesamte Küche auf.

Zudem lege ich sehr großen Wert auf hochwertige Zutaten. Man kann sagen, dass bei uns die Küche, zusammen mit ausgewähltem Wein und guten Biersorten, der wichtigste Schwerpunkt ist. Auch deshalb habe ich fünf Köche engagiert, damit die Qualität immer stimmt.

 

Was sind die beliebtesten Gerichte bei Euch?

Das geht von regionalen Spezialitäten wie Schlutzern und Tiartlen bis hin zu den hausgemachten Tortelli gefüllt mit Pâté von Speck und Büffelmozzarella, Tomahawk Steaks vom Grill oder Hummer.

Sehr gefragt sind jene Gerichte, die Sterneköche für unsere Hütten im Zuge der Initiative „Sciare con gusto" entwickeln. Dieses Jahr war es bei uns Sternekoch Nicola Laera* vom Restaurant La Stüa de Michil in Corvara mit seiner geschmorten Rehhaxe mit Preiselbeeren, Kartoffel-Rösti und Mantuaner Kürbis, knusprige Schweinebacke und Puccia-Brot mit Wacholder.

Auch unser Kohlegrill kommt bei unseren Gästen sehr gut an. Die Vielfalt unserer Speisekarte gefällt unseren Gästen, es ist praktisch für jeden Hunger und Geschmack etwas dabei.

 

Wo holst Du Dir Deine Inspirationen für Deine Karte?

Ich gebe zu, dass ich sehr gerne in Südtiroler Betrieben esse. Die Qualität, die ich da oft finde, ist hervorragend und es macht wirklich Freude dort zu essen. Das kann auch nur ein Spiegelei mit einem guten Speck und gut gemachten Röstkartoffeln sein. 

Ein Essen in einem Südtiroler Sternerestaurant ist ebenso eine gute Inspirationsquelle. Zudem verreise ich manchmal mit meinen Freunden Norbert Niederkofler (Drei-Sterne-Koch im Hotel & Spa Rosa Alpina – Restaurant St. Hubertus), Hugo Pizzinini (Besitzer Hotel Rosa Alpina in Alta Badia) oder Michil Costa (Besitzer Hotel La Perla – Corvara). Sie sind alles große Kulinarik-Genießer, die mir sehr vieles zeigen und auch mitgeben.

 

Was bedeutet für Dich Wein?

Wein ist für mich ein Erlebnis und jeder Wein gibt mir etwas anderes. Ich bin ein großer Fan vom Vernatsch und habe auch mehrere davon auf meiner Karte. Aber natürlich führen wir neben Südtiroler Weinen auch nationale und internationale Weine.

Mein Weinkeller hat auch einige Raritäten aufzuweisen, aber weit mehr fasziniert mich, ihn als Treffpunkt für kleine Sitzungen, Verkostungen oder Seminare zu nutzen. Der passende Wein zu einem gut gekochten Gericht ist für mich die perfekte Harmonie und kann sehr viel Freude bereiten.

Wir legen auf unserer Hütte auch deshalb großen Wert auf gute Weinberatung. Anfangs hatten wir wenig Weine auf der Karte, vor zehn Jahren waren es dann schon 30 Etiketten und heute sind wir bei heute bei ....

 

Was darf der Biertrinker bei Dir erwarten?

Ich mag Bier sehr gern. Leider kann ich aus Platzgründen momentan dem Bier nicht mehr Raum auf der Hütte geben, aber ich bemühe mich, immer wieder kleine, feine Brauereien zu finden und somit auch den versierten Biertrinker zu erfreuen.

 

Was als kleiner Stand begann, ist heute eine Hütte mit 110 Sitzplätzen im Innenbereich und 200 Sitzplätzen im Außenbereich. Wie viele Mitarbeiter habt Ihr heute und auf was legt Ihr besonderen Wert?

Wir haben heute 20 Mitarbeiter. Das ist relativ viel, aber wir haben gesehen, dass die Beratung und freundlicher Service am Gast, nur über genügend Zeit funktioniert.

Wir möchten unseren Gästen einen aufmerksamen, aber unaufdringlichen Service bieten, sie sollen sich willkommen und gut beraten fühlen. Das ist unser Anspruch und das geht nur über ausreichend gut geschulter wie auch herzlicher Mitarbeiter. Und so macht arbeiten im Team dann auch Spaß, der dann oft auch auf neue Mitarbeiter übergeht.

 

Auffallend war für mich der große Zusammenhalt unter Euch Hüttenwirten. Ihr habt mehrere Initiativen gestartet und als Gast spürt man, dass Ihr zusammen haltet. Wie würdest Du das erklären?

Vor 11 Jahren begann unter Initiator Norbert Niederkofler die Veranstaltung „Sciare con gusto – Skifahren mit Genuss". Hier sind 10 Hütten in Alta Badia dabei und der Anspruch war es (und ist es auch heute noch), den Gästen wie auch Einheimischen hochwertige Gerichte zu bieten.

Das alles hat uns sehr zusammen geschweißt, ich würde wirklich sagen wollen, dass wir ein großes Team mittlerweile sind. Wir unterstützen uns, helfen uns gegenseitig aus und das ist sehr wichtig und schön für uns alle. Dass das Niveau dadurch stetig steigt, ist ein willkommener Nebeneffekt.

 

Du bist HGV-Ortsobmann von Abtei (Hoteliers- und Gastwirteverband Südtirol), ehemaliger Vize-Tourismuspräsident von Abtei sowie einer der Mitbegründer der Marke „Alta Badia" vor drei Jahren. Wie siehst Du als Gastwirt und Touristiker die Zukunft des Tourismus in Alta Badia?

Wie auch andere Destinationen in Südtirol, müssen wir das Thema Mobilität und Erhalt der Natur noch weiter vorantreiben. Wir haben nicht zu viele Gäste, aber wir haben, speziell im August, ein Mobilitätsproblem, bedingt auch durch Ein-Tages-Touristen. Hier gilt es mutige Lösungen zu finden und auch umzusetzen. Ich lasse mich bei den jetzt im Mai anstehenden Gemeinderatswahlen aufstellen, um auch zu diesen Themen aktiv etwas beitragen zu können.

 

Deine ganz persönliche Vision für Deine Hütte?

Ich möchte, dass meine Hütte für alle und jeden ein Ort ist und auch bleibt, wo man gerne hingeht. Es soll ein Ort des klassenlosen Sich-Treffens sein, ein Ort, wo man sich wohlfühlt, gut isst und eine schöne Zeit hat.

Ich lege zudem schon seit jeher sehr viel Wert auf meine einheimischen Gäste. Ein schöner Mix aus Touristen und Einheimischen ist meiner Meinung nach immer gut für einen Betrieb. Wenn ich all das erreiche, bin ich und meine Mitarbeiter glücklich. Das ist dann sozusagen unser Lohn.


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